DIVaN am Strand

Bildungspolitik unter Grün-Rot in BW (14.8.2013)


Anspruch und Wirklichkeit zur 1. Halbzeit der Regierungskoalition

Ein Impulsreferat von Doris Schimke, Lerntherapeutin, Vaihingen

 

Die Wahlversprechen von Grün-Rot weckten hohe Erwartungen durch weitgehende Versprechungen:

 

  • Gebührenfreie KiTas

  • Schaffung von mehr Bildungsgerechtigkeit durch verstärkte individuelle Förderung sowie ein Ausbau der sprachlichen Förderung im GS-Bereich

  • Einführung von ETHIK ab Klasse 1

  • Abschaffung der Studiengebühren

 

Die Abschaffung der Studiengebühren ist leider das einzige Versprechen, das eingehalten wurde. Alle anderen, elementar wichtigen Versprechen wurden nicht einge-halten, sondern es sind sogar Verschlechterungen zu verzeichnen:

 

  • Die 9 Leseklassen im Schulamtsbezirk LB wurden im Juni 13 vollständig gestrichen, obwohl die Ergebnisse dieser Fördermaßnahmen nachweislich effektiv waren

  • Der Ergänzungsbereich im Grundschulbereich wurde ebenfalls gestrichen, d.h.es wird nur noch der Pflicht-unterricht gewährleistet. Dringend notwendige Fördermaßnahmen für förderungsbedürftige Kinder entfallen ab dem kommenden Schuljahr, ebenso gibt es keine Finanzierung mehr für Arbeitsgemeinschaften wie z.B. den Chor, die Garten-AG usw.

  • Auch die Schüler/innen an Gymnasien sind von Streichungen betroffen. Bisher gab es 5 Wochen-stunden für Hausaufgabenbetreuung, diese wurden vollständig gestrichen.

 

Die Unterrichtsversorgung verschlechterte sich zunehmend, im Moment ist sie auf einem Tiefststand angekommen.

 

MP Kretschmann kündigte 2012 mittelfristig die Streichung von 11.600 Lehrerstellen an, davon 2.200 in den nächsten beiden Jahren.

 

Damit können die zentralen Versprechen nicht realisiert werden! Gute Bildung kostet Geld und erfordert viele gut ausgebildete Lehrkräfte.

 

Wenn sich die grün-rote Regierungskoalition nun darauf beruft, die Vorgängerregierung hätte keine Rückstellungen für Pensionszahlungen und Gebäudesanierungen getätigt, so weiß sie dies nicht erst seit Kurzem. Kretschmann und Schmid, beide langjährige Mitglieder des Landtags und ausgewiesene Finanzexperten, hatten Einblick in die Finanzlage und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Versprechungen gemacht wurden, obwohl bekannt war, dass diese sich, realistisch gesehen, gar nicht durchführen lassen, insbesondere auch deshalb,

 

weil das 2006 unter der großen Koalition im Zuge der Föderalismusreform eingeführte Kooperationsverbot, welches besagt, dass der Bund die Länder finanziell bei Verbesserungen im Bildungsbereich nicht unterstützen darf, eine enorme Hürde darstellt.

 

Die Gemeinschaftsschulen werden ausgebaut, allerdings im Schneckentempo. In einem ersten Schritt wurden 42 neue Gemeinschaftsschulen genehmigt, ab dem kommenden Schuljahr kommen 87 weitere dazu.

 

In unserem Schulamtsbezirk LB werden erstmalig zum kommenden Schuljahr in Schwieberdingen, Ditzingen, Möglingen u. Weissach Gemeinschaftsschulen geschaffen.

 

Unverzichtbare Forderung:

 

Bis alle Schüler in BW wohnortnah die Möglichkeit haben, das Angebot einer Gemeinschaftsschule inklusive einer individuellen Förderung zu nutzen, müssen die verbleibenden Grund- und Hauptschulen personell so gut ausgestattet werden, dass auch hier der dringend notwendige Förderunterricht, so wie versprochen, in ausreichendem Maß angeboten werden kann.

 

Das Geld hierfür ist bereitzustellen durch Verzicht auf andere Projekte, die keine derartig hohe gesellschaftliche Bedeutung und Wichtigkeit haben.

 

Für eine rohstoffarme Industrienation wie Deutschland muss es an erster Stelle stehen, die Menschen gut auszubilden, unser Vorbild sollte Finnland, das PISA-Siegerland, sein.

 

Wie haben die Finnen es geschafft, bildungspolitisch vorbildlich zu werden?

 

  1. Gute Bildung kostet Geld; Finnland gab in 2009 6,8% des Bruttoinlandsproduktes für Bildung aus, vgl. mit Deutschland nur 5,1%. Die Vergleichswerte für die Folgejahre sind noch nicht veröffentlicht, die Statistik 2010 wird erst im Sept.13 erwartet.

 

  1. Die Finnen haben ihre Leitgedanken verwirklicht: Keiner darf verloren gehen und

 

Auf den Anfang kommt es an!

 

Die Schüler bekommen von Anfang an bei entsprechendem Bedarf zusätzliche, staatlich finanzierte Einzelförderung, so dass das „Sitzenbleiben“ komplett entfallen ist. 30% aller Lehrkräfte sind eingeteilt für diese individuelle Förderung, die anderen 70% arbeiten im Klassenverband. Fast alle Schüler/innen schaffen einen Schulabschluss.

 

Vgl. Deutschland: Die Sitzenbleiber-Quote ist seit Grün-Rot stark angestiegen, im Realschulbereich beispielsweise von 0,7% (2012) auf 3,9% in 2013.

 

Der Anteil der Jugendlichen in BW ohne Schul-abschluss lag in 2012 bei 5,2%; das ist ein Skandal!

 

Sitzenbleiben ist teuer und Menschen ohne Schul-abschluss kommen einer Gesellschaft noch viel teurer zu stehen, ganz abgesehen von all den ungünstigen Folgen für die betroffenen Menschen selbst; viel sinnvoller wäre es, dieses Geld würde in frühzeitige Förderung investiert, so wie es schließlich auch von Grün-Rot versprochen wurde.

 

FAZIT:

 

Ich bin maßlos enttäuscht von der grün-roten Bildungspolitik, Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander, die versprochenen Fördermaßnahmen zur Schaffung von mehr Bildungsgerechtigkeit sind sogar noch unter den Stand der Vorgängerregierung reduziert worden.

 

Das ist Betrug an den Wählern und Wählerinnen!